Jugendwartseminar 2025
Hobbach – „Vorsicht, Stein!“ mit diesen Worten tasten sich 16 Jugendwarte und Betreuer mit verbundenen Augen am Freitag, den 14.11.2025, rund um das Schullandheim Hobbach. Aufgabe ist es, eine Bank im Vorgarten zu erreichen. Die Gruppe muss sich dabei nicht nur blind in ihrer Umgebung orientieren, sondern sich vor allem als Team koordinieren. Bei dieser Aufgabe durfte noch durch lautes Rufen auf Hindernisse aufmerksam gemacht werden und die Teilnehmer konnten sich absprechen, um die Richtung festzulegen. Danach galt es, „sprachlos“ einen Turm aus Holzklötzen mit einem an Schnüren befestigten Haken zu bauen. Durch fragende, eindringliche Blicke und ernstzunehmende Gestik gelingt es, dass Klotz für Klotz ein Turm entsteht. Bei der anschließenden Probe aufs Exempel, diesmal wieder mit Stimme, merkt man schnell, dass es nicht nur lauter, sondern vor allem auch unkoordinierter wird.
Beim gemeinsamen Abendessen stärken sich die Teilnehmer, um anschließend den Tag und die Erlebnisse bei einem Brettspieleabend ausklingen zu lassen.
Am nächsten Morgen schaut jeder zunächst einmal in den Spiegel. Nicht um die Haare zu richten, sondern metaphorisch, um die Sicht auf sich als Vorbild für die Kinder und Jugendlichen in der eigenen Wehr zu erhalten. Schnell wird klar, dass es schwierig ist, das Idealbild des perfekten Jugendwarts zu erfüllen. Denn gewünscht ist ein motivierter, pünktlicher, lockerer, strukturierter, lustiger, allwissender, freundlicher Feuerwehrmann bzw. -frau. Für jeden ist klar: Dies alles als einzelne Person zu erfüllen, ist eigentlich unmöglich. Aber dennoch kann jeder ein gutes Vorbild sein, denn dazu muss man nicht perfekt sein. Obwohl es zu Mittag keinen Fisch gibt, steht danach eine Fischgräte auf der Tafel. Mit dem sogenannten Ishikawa-Diagramm werden Ursachen und Einflüsse ermittelt, die ein Ergebnis maßgeblich beeinflussen. Dazu bringt jeder Teilnehmer die Schwierigkeiten aus seinem Übungsalltag vor. Insbesondere die Gleichbehandlung aller Nachwuchsfeuerwehrler ist eine Herausforderung, vor der die Jugendwarte jede Woche stehen. Die bunt gemischten Jugendgruppen umfassen Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren und setzen sich aus ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten, Talenten und Interessensgebieten zusammen. Aufgrund des Alters variieren zudem ihre körperlichen Belastbarkeiten. Hierbei „jedem gerecht zu werden“ kann man beispielsweise durch eine gute Übungsvorbereitung, gezielte Truppeinteilung und Teambuilding-Spiele erreichen. Um Ausbildungen abwechslungsreich zu gestalten und insbesondere in der Planung zu unterstützen, haben die Jugendwarte nun auch die Möglichkeit, einen KI-Planungsassistenten zu testen. Mit FireGPT planen sie zumindest die grobe Struktur eines gemeinsamen Übungswochenendes in wenigen Minuten durch. Abends ist nun wieder eigene Hirnleistung gefragt. Beim fast schon traditionellen Tabu-Spiel und unzähligen Werwolf-Runden ist auch Gelegenheit für den wertvollen Austausch zwischen den Jugendbetreuern.
Der Sonntagmorgen startet düster. Nicht nur die Sonne hält sich versteckt, auch an der Tafel steht einfach nur „Tod“. Zwei Referentinnen aus dem Fachreferat PSNV-E des Landkreises Aschaffenburg erarbeiten mit den jungen Erwachsenen den Umgang mit diesem zwar alltäglichen, aber im Alltag doch oft verschwiegenen Thema. Für jeden Feuerwehrler besteht nicht nur im Einsatz die Möglichkeit, in belastende Situationen zu geraten. Auch im Alltag kann man jederzeit plötzlich mit dem Tod eines Angehörigen konfrontiert werden. Abschließend gehen die Jugendwarte nicht nur mit einem Rucksack voller neuer Ideen für ihre eigenen Jugendübungen nach Hause, sondern auch mit ihrem ganz persönlich gepackten Notfallkoffer – mit allem, was in schwierigen Situationen wichtig sein kann.
KBM Eva Freudenberg dankte den Referenten sowie den 14 Teilnehmern für die aktive wie konstruktive Mitgestaltung des kurzweiligen Wochenendes und hofft, sie und weitere interessierte Jugendwarte und Betreuer nächstes Jahr wieder zum Jugendwartseminar begrüßen zu dürfen.
Von der Feuerwehr Krombach nahmen zwei Kameraden teil: Jonas Kreß (Jugendwart) und Alexander Wehner (Jugendbetreuer).
Bilder und Text: Tim Dedio, FR 9